Was sind Derivate? Derivate einfach erklärt

Bedeutung von Derivaten und wie Sie in der Praxis funktionieren

Überblick Derivate

Ob ein Broker für den Handel von Derivaten geeignet ist (aktives Trading), sehen Sie kompakt beim Broker Vergleich in der Spalte „Fazit“.

Derivate sind ein Oberbegriff für verschiedene Finanzinstrumente wie CFDs (Differenzkontrakte), Optionsscheine, Futures, Optionen, Swaps, Aktienanleihen oder Knock-Outs. Bei einem Derivat besitzen Sie nicht den zugrundeliegenden Basiswert, sondern es handelt sich einfach um eine Wette auf steigende oder fallende Kurse.

Was sind Derivate?

Im Grunde wird bei Derivaten immer im Voraus auf eine positive oder negative Preisentwicklung gewettet, wobei Sie den Basiswert nicht besitzen. So können Sie bei verschiedensten Basiswerten long oder short gehen.

Long = Spekulation auf steigende Kurse
Short = Spekulation auf fallende Kurse

Beliebte Basiswerte bei Derivaten sind unter anderem Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Devisen (Fiat- und Kryptowährungen) oder Indizes wie der DAX.

Derivate Finanzinstrumente

  • CFDs / Differenzkontrakte (OTC)
  • Optionsscheine / Warrants (meist börsengehandelt & OTC)
  • Futures (börsengehandelt)
  • Optionen (börsengehandelt)
  • Swaps (OTC)
  • Aktienanleihen (börsengehandelt)
  • Knock-Outs / Turbo Zertifikate (börsengehandelt, z.B. Mini-Future)
  • Forwards (wie Futures, aber OTC gehandelt)

OTC-Handel meint den außerbörslichen Handel – OTC = Over the Counter.
In diesem Fall stellt die Bank oder der Broker den Kurs, was den Preis naturgemäß intransparenter macht.

Hebeln

Zudem können Derivate zum Beispiel einfach mit einem Faktor von 3 oder 5 gehebelt werden, damit man mit weniger Einsatz mehr Geld am Markt bewegen kann. In Deutschland gilt durch die ESMA Regulierung in den allermeisten Fällen ein maximaler Hebel von 1:20.

Sie können in Deutschland mit Derivaten nicht mehr verlieren als Sie einsetzen, da eine Position bei automatisch geschlossen wird, wenn der sogenannte Margin Call (Sicherheitsvorschuss / Pfand) nicht mehr ausreicht. Mit einem hohem Hebel können Sie allerdings schneller einen vollständigen Verlust erleiden, weshalb ein Hebel über 1:5 üblicherweise nicht überschritten wird.

Sie haben sicher auch schon mal ein Derivat in Form eines Futures genutzt, denn ein Future ist zum Beispiel eine Reisebuchung:
Sie sichern sich bei der Reisebuchung frühzeitig einen Preis für ihre Traumreise (Termingeschäft). Ist der Preis für die Reise kurz vor Antritt teurer, haben Sie ein gutes Geschäft gemacht – gibt es die Reise woanders günstiger, haben Sie ein schlechtes Geschäft gemacht.

Wann sind Derivate geeignet?

Derivate sind immer dann geeignet, wenn Sie tendenziell kurz- bis mittelfristig auf fallende oder steigende Kurse spekulieren möchten, ohne dass Sie den zugrundeliegenden Wert selber besitzen wollen oder können. So können Investoren zeitnah und auch mit einem kleinen Anlagevolumen in verschiedenste Anlageklassen investieren.

Bei Rohstoffen wie Öl, Platin, seltenen Erden oder auch Agrargütern liegt es auf der Hand, dass es für die meisten Anleger sehr umständlich wäre den Basiswert zu kaufen, weshalb Derivate hier gut geeignet sind. Auch bei Gold ist es kurzfristig bequemer direkt auf den Kurs zu spekulieren, als das Gold physisch zu kaufen (Hinweis: Einen Teil seiner Geldanlage in physisches Gold anzulegen kann durchaus sinnvoll sein). Ob man in Agrargüter investieren will sollte jeder für sich entscheiden, denn für branchenferne Anleger sollte das aus unserer Sicht keine Basis für Spekulationen sein.

Auch wenn Sie auf fallende oder steigende Kurse von Kryptowährungen setzen wollen kann ein Derivat ein geeignetes Instrument dafür sein, da Sie direkt mit ihrem Broker oder ihrer Depotbank auf die Kursbewegung setzen können. Die aufwendige Anmeldung bei einer Kryptobörse und das technische Handling der Coins entfällt, zudem ist die steuerliche Behandlung viel einfacher.

Mit Devisen (ausländische Währungen wie USD, CHF, NOK) wird ebenfalls gerne in Form von Derivaten gehandelt.

Ist ein Zertifikat ein Derivat?

Zertifikate und Derivate werden häufig durcheinander gebracht, obwohl Sie dasselbe sind. Zertifikate sind Derivate und meinen Finanzinstrumente (Wertpapiere), deren Wert sich von einem zugrundeliegenden Basiswert ableitet. Mit einem Zertifikat (z.B. ein Optionsschein) können Sie auf die Kursentwicklung eines Indizes wie dem DAX oder den S&P 500 spekulieren.

Derivate Risiken

Können Sie mehr verlieren als Sie einsetzen?
Für deutsche Anleger ist der Markt für Terminkontrakte / Derivate mittlerweile reguliert, sodass Sie maximal den Betrag verlieren können, den Sie auch eingesetzt haben. Dafür gibt es den Margin Call, sodass Sie selber Geld nachlegen müssen, oder die Position wird automatisch geschlossen um weitere Verluste zu begrenzen. In den USA kann man zum Beispiel mehr verlieren als man einsetzt. Auch gilt für Broker mit Sitz in Deutschland und der EU durch die ESMA Regulierung in den allermeisten Fällen ein maximaler Trading-Hebel von 1:20, der unserer Meinung nach mehr als ausreichend ist.

Es gibt aber auch Broker mit Sitz außerhalb der EU die von ausländischen Finanzbehörden reguliert werden, wo weiterhin ein weniger regulierter Handel möglich ist, vor allem mit CFDs. Beliebt sind hier die neuartigen „FX Optionen“, die im Gegensatz zu binären Optionen unbegrenzte Gewinne erlauben und der Trade bereits vor dem Auslaufen geschlossen werden kann. Die Verluste sind hier je nach Anbieter ebenfalls auf den Einsatz begrenzt, natürlich sollten Sie genau wissen was Sie tun, wenn Sie solche Anlageklassen nutzen möchten.

Margin Call
Insbesondere wenn Sie einen Hebel nutzen, muss im Voraus ein Margin (Sicherheitsvorschuss / Pfand) geleistet werden, damit Sie zum Beispiel einen Future handeln können. Bewegt sich der Kurs entgegen der Spekulation, wird der Investor mit dem Margin Call aufgefordert zusätzliche Liquidität bereitzustellen damit der Trade aufrechterhalten werden kann. Tut er dies nicht, wird der Trade automatisch geschlossen (sodass maximal der Einsatz verloren ist).

Faustregel: Desto größer der Hebel, desto mehr steigt das Risiko, dass ein Trade automatisch geschlossen wird.

Ein Beispiel aus der Praxis
Sie setzen mit einem Hebel von 20:1 auf fallende Kurse
Steigt der Kurs um 5% verlieren Sie 100%

Sie setzen mit einem Hebel von 20:1 auf steigende Kurse
Fällt der Kurs um 5% verlieren Sie 100%

Durch einen Margin Call können Sie schnell ausgestoppt werden, wenn Sie nicht zeitnah mehr Geld nachschießen. Eine Margin von 10% ist üblich, dass bedeutet wenn Sie mit 10.000 € traden wollen müssen Sie mindestens 1.000 € als Margin hinterlegen. Ist die Deckung von 10% durch eine Kursänderung nicht mehr gewährleistet, wird die Position vom Broker geschlossen und Sie haben ihren Einsatz verloren.

Die Spreads können intransparent sein
Der Spread ist bei Derivaten wegen dem Risiko und möglichen Hebeln meistens hoch. Wenn der Emittent wie zum Beispiel bei CFDs, Optionsscheinen oder Knock-outs die Bank oder der Broker ist, hat man nur eine geringe Preistransparenz, da die Wertpapiere vom Anbieter (Emittenten) ausgegeben werden und nicht öffentlich an der Börse gehandelt werden. Dadurch lässt sich der vom Emittenten gestellte Kurs nur bedingt nachvollziehen.

Optionen werden hingegen an der Börse gehandelt (Kurse sind transparent), während Optionsscheine oder CFDs als Zertifikate naturgemäß nur von der Bank oder dem Broker herausgegeben werden. Hier erfahren Sie kompakt mehr zum Spread.

Emittentenrisiko
Zertifikate / Derivate sind kein Sondervermögen wie Aktien oder ETF. Meldet der Emittent (Bank oder Broker) eine Insolvenz an, verlieren Sie in der Regel ihre Einlagen. Im größeren Stil war das zuletzt in der Finanzkrise 2008 mit Lehman Brothers der Fall, in der Praxis ist das Risiko bei einem namhaften Anbieter deshalb eher gering, da so ein Fall sehr selten vorkommt. Es kann aus unserer Sicht bezüglich der Geldanlage trotzdem sinnvoll sein, dass Sie nur mir einem kleinen Teil ihrer gesamten Geldanlage – zum Beispiel 10% bis 20% – aktiven Handel betreiben, bei Derivaten tendenziell noch weniger. Dann kann das im Zusammenspiel mit ETF-Sparplänen eine spannende Anlageklasse sein.

Der Derivate-Markt beträgt zirka das 10-fache des weltweiten BIPs, woraus sich ergibt, dass er im Kern zur Spekulation genutzt wird und nicht als langfristige Geldanlage geeignet ist.

Short gehen – Chancen & Risiken
Insbesondere bei fallenden Märkten und wenn der Kurs mit Schwankungen (Volatilität) gen Osten läuft, können Sie auf fallende Kurse setzen (short gehen) um auch in solchen Märkten Gewinne zu erzielen. Hier gibt es allerdings eine Besonderheit gegenüber Long-Positionen (auf steigende Kurse setzen), weshalb Sie ihre Short-Positionen besonders im Blick behalten sollten.

Der Gewinn beim „shorten“ ist naturgemäß dadurch begrenzt, sobald der Kurs einer Aktie auf 0 € gefallen ist – während die Verluste theoretisch unbegrenzt sind, da die Aktie theoretisch beliebig steigen kann. In der Praxis ist das vor allem dann relevant, wenn Sie auf kleine Nebenwerte setzen, die eine viel höhere Volatilität haben und Sie dazu noch einen Hebel benutzen. Hier sollten Sie vorher klare automatisierte Stopps definieren, wann der Trade geschlossen wird und die Position im Blick behalten.

Bei Blue-Chip-Aktien (finanziell stabile und große Firmen) oder Indizes ist das Risiko aber sehr überschaubar, da die Kursbewegungen deutlich geringer sind.

Ein sehr beliebtes und einfaches Finanzinstrument ist hier der schlichte Leerverkauf einer Aktie.

Bei unseren Top-6-Brokern finden Sie eine smarte Übersicht, welche Broker und Banken Derivate und Leerverkäufe anbieten.

Rollverlust und Optionsprämie
Bei Futures gibt es sogenannte Rollverluste, da diese eine begrenzte Laufzeit haben. Am Ende der Laufzeit wird ein neuer Vertrag gegen den alten getauscht, was für den Anleger höhere Gebühren bedeutet. Deshalb ist es für Sie ungünstig, wenn der Future ausläuft.

Bei Optionen gibt es grundsätzlich eine Optionsprämie, da sich der Käufer das Recht erwirbt, einen Basiswert zu kaufen oder verkaufen. Der Verkäufer erhält deshalb diese dynamische Optionsprämie, die sich aus dem Markt berechnet.

Wenn Sie die passive und aktive Geldanlage trennen, kann es spannend sein, einen Teil in Derivaten anzulegen. So können Sie von steigenden und fallenden Kursen profitieren und einfach in viele unterschiedliche Anlageklassen wie Rohstoffe oder Kryptowährungen investieren.

Dazu auch interessant: Wissenswertes zum Spread

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