Depotübertrag – Depotwechsel | Ablauf & Tipps
Depotübertrag – Ablauf, Dauer, Kosten und Tipps
Überblick Depotübertrag
Ein Depotübertrag ist mittlerweile so gut wie immer kostenlos und weitgehend automatisiert möglich. Sie sollten dabei berücksichtigen, dass Sie während des Depotwechsels für bis zu 2 Wochen nicht handeln können und dass Sie nur die Wertpapiere umziehen können, die der neue Broker ebenfalls im Programm hat. Tipp: Zwei Depots (aktives Trading vs Buy & Hold) sind für viele Anleger ebenfalls sinnvoll.
Wie ist der Ablauf beim Depotübertrag?
- Der einfachste und schnellste Weg zum neuen Depot: Falls Sie noch keine größeren Kursgewinne erzielt haben und keine nennenswerten Buchwertverluste bestehen, können Sie die Wertpapiere beim alten Depot einfach verkaufen und beim neuen Anbieter sogleich wieder kaufen. Dieser Weg ist wirklich nur unter den genannten Umständen sinnvoll, denn sonst entsteht für Sie ein Steuernachteil (die Kapitalertragsteuer wird beim Verkauf fällig), oder sie realisieren Buchwertverluste.
- Andernfalls einfach das Depotübertrag-Formular des neuen Brokers ausgefüllt abschicken (fast immer rein digital möglich)
- Depot beim neuen Broker eröffnen (findet je nach Depotanbieter durch das Depotübertrag-Formular automatisch statt)
- Gut zu wissen: Die Wertpapiere liegen nicht beim Depotanbieter selber, sondern werden von zentralen Verwahrstellen (z.B. Clearstream) aufbewahrt – die neue Depotbank fungiert sozusagen auch als neue Schnittstelle zu Clearstream. Ausländische Wertpapiere werden immer im entsprechendem Land verwahrt, was den Depotübertrag verzögern kann.
- Der alte und der neue Depotanbieter tauschen die Kaufdaten und Kaufkurse untereinander aus, damit Sie die Anschaffungskurse sowie Gewinne und Verluste weiterhin einsehen können. Zudem sind diese Informationen steuerlich relevant.
- Durch einen Depotwechsel zwischen einem deutschen und einem ausländischen Broker können gesonderte Kosten entstehen, da hier individuelle Gebühren erhoben werden können. Innerhalb Deutschlands ist der Depotübertrag grundsätzlich kostenlos.
- So einfach ist der Ablauf. Nach dem Depotübertrag sollten Sie zur Sicherheit abgleichen, ob alle Wertpapiere mit den korrekten Kaufdaten und Kaufkursen umgezogen wurden (im Regelfall gibt es keine Probleme).
Fazit: In den allermeisten Fällen ist es am sinnvollsten, einfach den Depotübertrag auszufüllen und der Rest läuft innerhalb der nächsten 1-2 Wochen vollautomatisch. Wichtig: Es können nur die Wertpapiere umgezogen werden, die der neue Depotanbieter auch im Programm hat.
Was ist beim Depotübertrag zu beachten
- Während des Depotübertrags können Sie nicht handeln. Ein Depotübertrag dauert je nach Anbieter ca. 1 – 2 Wochen, manchmal auch nur 4 Tage.
- Der neue Broker muss alle Wertpapiere des alten Brokers ebenfalls anbieten, sonst können diese Wertpapiere nicht umgezogen werden. Einzelne Wertpapiere können auch übertragen werden (nicht nur das gesamte Depot).
- Beim Gesamtübertrag werden in der Regel alle Aktien vom alten Broker verkauft, wenn diese nicht umgezogen werden können, oder Sie müssen es nach dem Umzug manuell tun. Beim Teilübertrag können Sie selber angeben, welche Wertpapiere genau umgezogen werden sollen.
- Bruchstücke (Teilaktien) können nicht übertragen werden. Wenn Sie z.B. 100,5 ETF des MSCI World besitzen, können Sie abrunden und 100 Aktien übertragen. Das Bruchstück von 0,5 ETF kann dann je nach Anbieter ohne Gebühren verkauft werden.
- Verlusttöpfe werde ebenfalls übertragen, was bei den allermeisten Wertpapieren reibungslos abläuft. Allerdings werden die Anschaffungspreise bei Altbeständen (Anschaffung vor 2009) nicht übertragen, da diese für die Steuer nicht mehr relevant sind. Dann haben Sie den Nachteil, dass die Anschaffungskurse beim neuen Broker nicht mehr verfügbar sind. In der Praxis können Sie diese Werte z.B. in Excel oder mit Portfolio Performance einfach nachhalten.
- Der alte Freistellungsauftrag wird automatisch gelöscht, vergessen Sie nicht diesen beim neuen Depot wieder anzulegen.
- Der Depotübertrag wird nach dem FiFo-Prinzip (First in – First out) durchgeführt. Jede einzelne Transaktion bleibt nachvollziehbar, sodass Gewinn- oder Verlustpositionen im neuem Depot ersichtlich bleiben. Beispiel: 2 Apple-Aktien wurden gekauft – der 1. Trade weist 50% Buchgewinn aus, der 2. Trade hingegen -10%, dann bleiben diese Informationen erhalten.
- Ein Gehaltsnachweis ist nur nötig, wenn neben dem Verrechnungskonto gleichzeitig ein Girokonto eröffnet wird (z.B. bei einer Direktbank)
Wie lange dauert ein Depotübertrag?
Im Regelfall dauert ein Depotübertrag ca. 1 – 2 Wochen.
Mit etwas Glück und wenn weniger Anträge bearbeitet werden müssen, kann der Depotwechsel auch in 4 Tagen abgeschlossen sein.
Es gibt keine gesetzliche Frist, innerhalb derer ein Depotübertrag stattfinden muss. Allerdings hat die neue Depotbank aufgrund der Kundenzufriedenheit natürlich ein großes Interesse daran, dass der Depotwechsel zügig abgeschlossen wird.
Wenn der Depotübertrag innerhalb Deutschlands stattfindet und vorzugsweise deutsche und amerikanische Wertpapiere übertragen werden, geht der Depotwechsel schneller vonstatten, als wenn Sie viele ausländische Nebenwerte besitzen. Denn die Wertpapiere werden von einer Verwahrstelle im jeweiligen Land verwahrt, wodurch sich der Aufwand für die Depot-Bank erhöht.
Manchmal müssen einige Daten noch manuell übergeben werden, die meisten bekannten Broker und Direktbanken bieten aber mittlerweile vollständige digitale Prozesse zum Depotwechsel an, sodass ein Depotübertrag schnell und unkompliziert verläuft.
Gute Gründe für einen Depotwechsel
- Insgesamt günstigere Gebühren
- Mehr (kostenlose) ETF-Sparpläne
- Mehr persönlicher Kundenservice
- 2 Depots: Eines für ETF-Sparpläne, eines für aktives Trading
- Mehr Anlageklassen (CFDs, Optionsscheine etc.) und Handelsplätze (auch ausländische)
- Eine schönere Handelsoberfläche und mehr mobiles Trading
- Die Option einen Robo-Advisor zu nutzen
- Wertpapiere beim neuen Depot günstiger verkaufen
- Einen neuen Broker auszuprobieren
- Wegen einer Depotwechsel-Prämie
Ein Depot ist keine endgültige Entscheidung: Ein Wechsel ist jederzeit kostenlos und weitgehend automatisiert möglich.
Macht eine Depotwechsel-Prämie Sinn?
Aus unserer Sicht macht eine Depotwechsel-Prämie nur Sinn, wenn Sie ohnehin einen Depotübertrag planen und das Angebot als dankenswerten Anreiz mitnehmen, da die Anforderungen häufig recht hoch sind.
Die Wechselprämien umfassen häufig günstigere Ordergebühren, die meist auf 6 – 12 Monate begrenzt sind. Die besseren Konditionen können Sie nach dem Depotwechsel direkt nutzen.
Mitunter werden auch Geldbeträge als Depotwechsel-Prämie angeboten, wofür Sie allerdings einige Anforderungen erfüllt sein müssen. Bei maxblue – Deutsche Bank erhalten Sie grade bis zu 7.500 € (vor Steuern), wenn Sie mit einem Depotwert von 1.500.000 € dorthin wechseln (Stand 06.2022).